overdubbing

Performance Pascale Grau & Claudia Grimm
Kunsthaus Zofingen, 2.9.2017; 30 Min.

Es geht um das Flimmern, das entsteht, wenn improvisiertes Bild-, Ton- und Textmaterial aufgetürmt wird, ohne ihm Bedeutung zu unterlegen. Im Raum wird eine Bildstrecke ausgelegt, die von Pascale Grau mit einer Kamera abgetastet und zeitgleich von Claudia Grimm akustisch begleitet wird. Weitere Tonspuren werden live darübergelegt, indem die beiden Performerinnen, mit dem Rücken zu den projizierten Bildern, planlos zu reden beginnen. In Loops kollidiert schliesslich das gesamte akustische Material mit sich selbst und mit der im Hintergrund ablaufenden Bildstrecke.

Resonanz:
(…) Die Livebilder auf der Leinwand und die Töne, die Claudia  bei geschlossenen Augen und mit dem Rücken zur Leinwand produziert, sie können nicht zueinander passen und doch versuche ich eine Zuordnung vorzunehmen. Es summt, singt, schnarrt und schnalzt und manchmal trommelt und raschelt es. Ich bin zunehmend irritiert: Ich kann meinen rational gesteuerten Zuordnungssinn nicht überlisten, besonders dann nicht, wenn ein Ton ein einzelnes Bild, das mich kurz anspricht, knapp verpasst oder ein anderes zu antizipieren scheint. Ich kann nicht auf zwei Kanälen aufnehmen.
Dubbing: Sofort kommt Faszination auf. Die Sätze sind dermassen natürlich, meist bekannt und scheinbar banal, einem Gespräch oder dem inneren Monolog entnommen, lakonisch formuliert und ohne Emphase gesprochen: es entsteht eine Collage und zusammen mit der neuen Abfolge der Bilder empfinde ich eine Beschleunigung.
Mit dem Over-overdubbing kann das in einem Strudel enden, der auch mich erfassen wird. Für mich dominiert immer noch -wie immer- die Sprache. Die Geschichten, welche hinter den Sätzen stehen, sie sind Dramen und manchmal Tragödien. Die Aussagen ziehen Bilanz, klagen resigniert an, verkünden Intimes ohne Gehör zu finden. Der Satz zielt ins Leere und trifft auf eine Behauptung oder eine Aufforderung, die auch keinen Adressaten finden. Elemente des absurden Theaters klingen an. Mir gefällt das ! Die Bilder erzeugen wohl den gleichen Effekt und vielleicht sollen Bilder und Sätze völlig eins werden. Dies so aufzunehmen bin ich nicht fähig. (…)
Die Technik ist (wie die Medien Sprache und Bild) absolut perfekt. Diese Performance ist Konzept, Können und Handwerk: sie ist Kunst dadurch, dass sie (mich) anspricht und etwas in Bewegung bringt. (Urs Geiger, Zollikofen)

__________________________________
Strategies of dis/ordering
Pascale Grau & Claudia Grimm unfold in the collaborative performance “Overdubbing/Overdubbed” (Kunsthaus Zofingen 2.9. 2017) so many layers of images, sounds and spoken texts, that simple relations can no longer be made. If we were used to understand performance by representational critique, we are forced by them to switch to complex settings of nonhierarchical thinking – including the acceptance of no relations between the randomly chosen sentences and the images shown at the same time. This kind of dis/ordering is an artistic strategy that creates difference; and within this difference, critical thinking becomes an open process to be continuously re-read and not be concluded as simple statement. (Sabine Gebhard Fink/ Referat im Performance Process Symposium 26.1.18 Museum Tinguely, Basel, zum Thema: Queer and Feminist Strategies in Performance\Art today «Better with because of…»)

03. September 2017 von Grimm
Kategorien: Kooperationen, Performances, work in progress | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.